Camping auf Privatgrundstück – Stellplätze abseits der Masse
Fernab von großen Campingplätzen und doch ein erlaubter Stellplatz, der nicht in die Kategorie Wildcampen fällt? Diese Kombination verbirgt sich hinter dem Ausdruck “Camping auf Privatgrundstück”, das quasi das Airbnb für Camper beschreibt. Wir erklären dir, wie dieser neue Trend funktioniert, auf welchen Portalen du kleine Campingparadiese findest und was du beachten solltest, wenn du selbst Privatgrund anbieten möchtest.
Inhaltsverzeichnis
So funktioniert Camping auf Privatgrundstücken
Es gibt viele Gründe, dass immer mehr Camper*innen sich für Privatgrundstücke interessieren. Zum einen findet man auf regulären Campingplätzen – vor allem in der Hauptsaison – immer schwieriger einen Platz, da die Anzahl an Campingplätzen nicht mit der Anzahl an neu zugelassenen Campingfahrzeugen mithalten kann. Zum anderen wollen viele Camper*innen möglichst für sich und nah an der Natur sein und nicht Fahrzeug an Fahrzeug ihren Urlaub verbringen. Diese Probleme löst das Camping auf Privatgrundstücken.
Die Idee hinter diesem Konzept ist folgende: Privatpersonen, die ein geeignetes Grundstück besitzen, bieten dieses zur Übernachtung für Camper*innen an – sei es Zelt, im Minicamper oder im Wohnmobil. Im Gegensatz zu Airbnb wird hier keine Unterkunft gestellt, sondern eine anteilige Fläche, die man selbst mit seinem eigenen Campingfahrzeug nutzen darf. Je nach Grundstück gibt es außerdem weitere Ausstattung wie Sanitäranlagen, Wasser oder Strom.
Es handelt sich demnach auch nicht ums Wildcampen, da man sich im Vorfeld mit den Besitzer*innen abspricht oder einen Platz online reserviert bzw. bucht.
In Schweden, Norwegen herrscht das “Jedermannsrecht”,das besagt, dass sich jede*r frei in der Natur bewegen darf. Das heißt: Baden, Blumen/Beeren-Sammeln, Bootfahren und Zelten ist erlaubt. Wichtig: Das schließt Camping mit motorisierten Campingfahrzeugen aus. Vorausgesetzt man hält sich an die Regeln von ausgewiesenen Naturschutzgebieten, Ruhebereichen von Brutzeiten, geschützte Pflanzen und geht in der Ausübung der eigenen Freizeitaktivitäten sorgsam mit der Natur um. Mehr dazu erfährst du hier.
Wie funktioniert die Absprache mit Besitzer*innen?
Wie früher gibt es immer noch die einfache Möglichkeit loszufahren und auf dem Weg direkt Personen anzusprechen. Das heißt beispielsweise, bei einem Bauernhof nachzufragen, ob man sich für eine Nacht auf das Grundstück stellen darf. Das kann zu sehr schönen Begegnungen führen, aber natürlich kann es auch nicht klappen und dann muss man sich kurzfristig etwas anderes überlegen.
Oder man nutzt die digitale Variante, einen Stellplatz auf einem Privatgrundstück über ein Portal anzufragen und zu buchen. Damit ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite und hat Gastgeber*innen, die einen erwarten. Dafür muss man in den meisten Fällen auch einen festen Betrag für die Übernachtung bezahlen.
Camping auf Privatgrundstück – das sind die Vorteile
Urlaub auf dem Campingplatz kann sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob man die ganz großen Plätze mit eigenem Supermarkt, Entertainment-Programm usw. oder die kleinen, naturnahen, sogenannten Minicamping-Plätze, ansteuert. So oder so teilt man sich diese Plätze mit einigen anderen Camper*innen und muss oft Wochen im Voraus reservieren. Welche Vorteile bringt also die Camping-Variante auf Privatgrundstücken mit sich?
- Ruhe und Abgeschiedenheit
Abseits von überfüllten Campingplätzen kann man ganz für sich sein, die Nähe zur Natur genießen und befindet sich trotzdem in einer minimalen Anbindung zur Zivilisation. Im Gegensatz zum Wildcampen fallen hier die Anstrengungen der mühsamen Recherche weg, was wo erlaubt ist und vor allem die Sorge, erwischt und mit Bußgeld bestraft zu werden.
- Preiswert
Die Kosten für eine Übernachtung auf einem Privatgrundstück liegen ungefähr zwischen 6 und 40 €, je nach Lage und Ausstattung. Zum Vergleich: der durchschnittliche Preis für einen Campingplatz liegt in Deutschland bei 25 € pro Nacht, in Italien sogar bei 37 €. Hinzu kommen oft enorme Schwankungen zwischen Neben- und Hauptsaison und neben dem Stellplatz wird auf Campingplätzen meistens jede Person einzeln berechnet.
- Individuelle Campingerfahrung
Keine Parzelle in der hintersten Reihe, sondern dein eigenes kleines Campingparadies. Jedes Privatgrundstück bietet andere Überraschungen und somit wird auch jede Übernachtung zu einer einzigartigen Erfahrung. Ob bei Winzer*innen oder Landwirt*innen, zwischen Bäumen oder neben einem plätschernden Bach, nah an einer kleinen Ortschaft oder doch auf dem Bauernhof – jeder Ort ist geprägt durch seine besondere Landschaft und birgt ein unterschiedliches Spektrum an Aktivitäten.
- Nachhaltigkeit
Zusätzlich trägt diese Form von Camping zu einem nachhaltigen Tourismus bei. Die Grundstücke, die bereits in einer Form von Menschen bewirtschaftet werden, werden geteilt und bieten somit umweltfreundliche Alternativen in der Natur zu übernachten, ohne Flora und Fauna durch Lärm und Verschmutzung bei unkontrolliertem Wildcamping zu stören. Camper*innen ohne eigene sanitäre Versorgung dürfen meistens auch die Gegebenheiten vor Ort mit nutzen.
- Flexibilität
Anders als bei Campingplätzen gibt es keine expliziten Öffnungszeiten oder langfristige Reservierungen, die berücksichtigt werden müssen. Das heißt, du kannst spontan entscheiden, wann du wo campen möchtest und in den meisten Fällen sehr kurzfristig vorher online buchen und auch wieder stornieren.
- lokale Begegnung
Das Schöne ist, dass man – ähnlich wie bei dem Konzept von Mitfahrgelegenheit – mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt kommen kann. Im Austausch mit den Menschen, die dort wohnen, wo man selbst Urlaub macht, kann man einen kleinen lokalen Eindruck bekommen – wenn man das möchte. Außerdem gibt es bei landwirtschaftlichen Betrieben oft auch kleine Hofläden, die lokale Produkte anbieten. Ob mit Wein, Käse, Eiern oder Obst – mit gutem Essen kommt man dem Stück Land noch ein bisschen näher.
Diese 11 Plattformen bieten Privatgrundstücke zum Campen
Was haben die folgenden Portale, die wir dir vorstellen möchten, gemeinsam? Sie ermöglichen es Privatpersonen, ihr eigenes Grundstück als Campingplatz anzubieten – sei es ein Garten, eine Wiese, ein Waldstück oder ein Hof. Dadurch entsteht eine Vielzahl an verschiedenen Stellplätzen, die entweder mit Zelt, Campervan, Wohnmobil oder auch Wohnwagen genutzt werden können – manche bieten sogar alternative Übernachtungsmöglichkeiten wie Jurten, Baumhäuser oder Tiny Houses an.
Darüber hinaus fördern diese Portale oft ein Gefühl der Gemeinschaft und bringen Camping-Enthusiast*innen zusammen, die nach einzigartigen Schlafplätzen abseits der traditionellen Campingplätze suchen. Außerdem ermöglichen diese Plattformen eine einfache Online-Buchung und Abwicklung, einschließlich Bezahlung (Kreditkarte, Paypal) und Kommunikation mit den Gastgeber*innen. Durch Kategorien und Filterfunktionen, wie Tiere, Wasser, Region usw. findet man sich leicht zurecht.
VanSite
Die Plattform VanSite bietet europaweit naturnahe Stellplätze auf Privatgrundstücken an. Die Plätze sind idyllisch und naturnah und haben meist maximal 3 Stellflächen. Gebucht können diese direkt über die Website oder über die kostenlose App.
Zusätzlich kann man mit einem VanSite JahresPass 365 Tage lang kostenlos auf tausenden Stellplätzen übernachten.
Stellplätze: Über 3.500
Online-Buchung: ja, über die Website und der kostenlosen App
Besonderes: Camping-Flatrate mit JahresPass: 1 Jahr kostenlos übernachten, europaweit auf tausenden Stellplätzen
Alpaca Camping
Auf Alpaca Camping gibt es über 3000 verschiedene Stellplätze, die einem das Abenteuer in der Natur ermöglichen. Hier werden zum Beispiel private Übernachtung-Spots bei Landwirt*innen, Winzer*innen oder auf Vereinsgeländen zur Verfügung gestellt. Und richtig, der Name kommt nicht von ungefähr – es gibt auch eine große Auswahl an Stellplätzen mit Alpakas!
Stellplätze: > 3.000
Online-Buchung: ja
Besonderes: Extra Kategorie: Camping mit Alpakas
1 Nite Tent
Auch 1 Nite Tent bietet Weltenbummler*innen private Stellplätze, um sie für ihre Zeltabenteuer zu nutzen. Wie der Name sagt, liegt der Fokus hier beim Zelten. Das heißt, die rund 950 Plätze in Deutschland stehen nur Zelten und keinen Campingfahrzeugen zur Verfügung.
Stellplätze: > 950
Online-Buchung: per E-Mail oder telefonisch
Besonderes: Kostenlos für eine Nacht (oder mehrere, nach Absprache)
Campspace
Campspace bietet ebenfalls verschiedene private Stellplätze zum Campen an. Das Motto der Plattform lautet: Reconnect Outside! Neben dem Campingabenteuer mit Zelt oder Campervan, findest du hier auch luxuriöse Übernachtungsmöglichkeiten wie Glamping-Zelte, Hütten, Jurten oder Tiny Houses.
Stellplätze: > 950
Online-Buchung: ja
Besonderes: Vermietung von Glamping-Zelten, Hütten, Jurten, Zirkuswagen, Tiny Houses
Zelt zu Hause
Seit 2019 kann man mithilfe der Plattform Zelt zu Hause günstige Stellplätze fern des Massentourismus finden, die auf Privatgrundstücken liegen. Lass dich dabei nicht vom Namen irritieren, denn hier findest du auch mit Auto, Camper oder Wohnmobil ein Plätzchen.
Stellplätze: > 950
Online-Buchung: ja
Besonderes: Stellplatz gegen Arbeit (work & camp)
Hinterland Camp
Die Plattform Hinterland wurde erst 2020 gegründet und hat sich seitdem zur Aufgabe gemacht, Wildcamping zu “zähmen”. Nach dem Motto “Taunus statt Thailand” wird auch hier der Fokus auf das unentdeckte Hinterland Deutschlands gelegt, um Campingurlaub in der Nähe zu erleben.
Stellplätze: >1.500
Online-Buchung: ja (auch als App)
Besonderes: Angebot an Tiny Houses und Blockhütten
You and a View
Die Plattform You and a View bietet verschiedene Kategorien, wie “Swimming and a view”, “You and a quiet spot” oder “You and some furry friends” und zeigt dir anschließend auf der Karte eine Auswahl an Stellplätzen.
Stellplätze: > 340
Online-Buchung: ja
Landvergnügen
Diese Plattform gibt es schon etwas länger – seit 2012 auch mit der dazugehörenden Printausgabe eines Stellplatzführers für das jeweilige Jahr. Hier steht der Austausch mit landwirtschaftlichen Betrieben im Mittelpunkt. Das Konzept funktioniert so: Kauft man für die jeweilige Saison den Katalog für 50€, erhält man eine Mitgliedskarte und eine Vignette.
Anschließend kann man mit diesem Ausweis kostenlos bei den teilnehmenden Höfen übernachten. Die Idee dahinter ist, auf diese Weise die verschiedenen Betriebe kennenzulernen und gegebenenfalls auch hofeigene Produkte zu probieren. Es lohnt sich, den Katalog bereits Anfang des Jahres zu kaufen, bevor er vergriffen ist!
Stellplätze: > 1.400
Online-Buchung: telefonische Ankündigung erwünscht
Besonderes: enger lokaler Austausch
HomeCamper
Die Plattform HomeCamper wurde 2013 gegründet und bietet mittlerweile die größte Auswahl an Übernachtungsplätzen europaweit. Durch die wachsende Community stößt man auf abgelegene, naturbelassene Stellplätze mit der Möglichkeit, das Gefühl von Wildcamping zu erleben.
Stellplätze: > 58.000
Online-Buchung: ja
Besonderes: Angebot an Wohnwagen
Vanlife Location
Die App Vanlife Location zeigt dir über eine interaktive Karte an, wo sich die geheimen Campingspots befinden, die noch nicht jede*r kennt. Sie ist für iOS und Android zugänglich.
Stellplätze: unbekannt
Online-Buchung: via App
Roadsurfer Spots
Last but not least – die “Roadsurfer” Plattform stellt dir ebenfalls eine große Anzahl an individuellen Campingstellplätzen auf Privatgrundstücken in Europa vor. Neben den Top-Spots werden dir hier von dem Team auch mögliche Reiserouten vorgeschlagen, von denen man sich inspirieren lassen kann.
Stellplätze: > 23.000
Online-Buchung: ja (via App)
Besonderes: Angebote außerhalb Europas: USA, Möglichkeit Camper zu mieten
Gastgeber*in werden – so geht`s
Wenn du selbst über ein Grundstück mit genug Platz verfügst, umso besser! Auf den oben vorgestellten Plattformen kannst du ganz leicht einen eigenen Account erstellen.
Grundsätzlich gilt in Deutschland die 3-Stellplatz-Regel. Die Vorschriften für Campingplätze variieren je nach Bundesland. Für Anbieter von Microcamping-Stellplätzen ist es von großer Bedeutung, dass sie ihr Angebot so gestalten, dass es nicht den Vorschriften für Campingplätze unterliegt. Das heißt konkret, nicht mehr als 3 Stellplätze anzubieten. Andernfalls müssten alle Anforderungen erfüllt werden, die für einen regulären Campingplatz gelten. Welche Regeln in welchem Bundesland gelten, findest du hier.
Aber: Seit Sommer 2023 gilt eine Anlage erst ab 6 Stellplätzen als Campingplatz!
Wie du siehst, gibt es zahlreiche kleine Campingparadiese, die darauf warten, entdeckt zu werden. Sei es nur für einen kurzen Trip raus ins Grüne oder doch für eine mehrtägige Reise. Wenn du nicht auf Ver- und Entsorgung beim Camping verzichten möchtest und sicher sein willst, dass Strom, Wasser und Sanitäranlagen vorhanden sind, sind Minicampingplätze vielleicht eher für dich geeignet.
Schau auch gerne mal auf unserem Blog vorbei, dort findest du noch mehr Artikel rund ums Thema Autocamping.
Ist Campen auf dem eigenen Grundstück erlaubt?
In Deutschland und in den meisten anderen europäischen Ländern ist es erlaubt, auf dem eigenen Grundstück zu campen. Handelt es sich um ein Privatgrundstück von einer anderen Person, gilt dies nur mit Einverständnis der Eigentümer:in.
Kann ich auf meinem Grundstück Stellplätze vermieten?
Vermietet man als Privatperson ein bis maximal drei Stellplätze auf dem eigenen Grundstück, fällt das in den meisten Regionen nicht unter die Verordnung eines Campingplatzes und ist somit erlaubt. Die Rechtslage variiert allerdings, wer sicher sein möchte, kann sich hier informieren.
Wie werde ich Gastgeber:in?
Man erstellt auf einer der Plattformen einen Account und registriert sich mit seinem Privatgrundstück als potenzielle*r Gastgeber:in, darf aber nicht mehr als maximal 3 Plätze anbieten.